kleiner Steinbruch

In diesem Beitrag erzähle ich Dir von einem rätselhaften Ort, ohne Dir genau sagen zu können, wo ich da eigentlich war. Ich lasse Dich einfach so gut wie möglich an den Eindrücken teilhaben. Auch wenn die Photos das nur unzureichend wiedergeben. Die wahre Dimension und die Ausstrahlung der Anlagen erschließen sich nur, wenn Du unten mittendrin stehst und die Wände weit nach oben hochschaust.

Wir waren in der lieblichen hügelig-bergigen Gegend von Obernzenn in Mittelfranken, in der Nähe von Nürnberg. In der Umgebung des Ortes gibt es abseits der Wege im Wald eine Art alte Gebäudeanlagen, Megalithanlagen, Heiligtümer (oder vielleicht doch Steinbrüche?). Oder es gab über die Generationen unterschiedliche Nutzungskonzepte.

Die drei Anlagen in dem Gebiet der Fingalshöhle

In dem Gebiet der sogenannten Fingalshöhle gibt es drei ähnlich strukturierte Anlagen (wenngleich unterschiedlich groß), immer in eine Art Hanglage integriert. Sie sind alle drei U-förmig aufgebaut: Du kommst an einer schmalen Seite in das „U“, und an den Längsseiten sowie an der hinteren Front siehst Du bis zu 6-7 Meter hohe Wände, wie ein riesiger, an drei Seiten geschlossener Raum. Die Dimension erschließt sich einem erst, wenn man direkt davorsteht. Eine Gesamtansicht der Anlagen aufzunehmen, ist aufgrund der im Inneren wachsenden wilden Vegetation nicht möglich. Die größte der Anlagen ist etwa 50 Meter lang und 20 Meter breit, wobei die Wände exakt im 90-Grad-Winkel zueinander stehen.

Zumindest für den Laien ist die Beschaffenheit der Wände wirklich beeindruckend. Sie sind durchgängig exakt und regelmäßig schraffiert. Die Rillenmuster weisen teilweise zarte harmonische Schwünge auf, erinnern an Kiefernzweige oder Fischgräten, und sie bleiben exakt parallel dabei. Außerdem sieht man waagerechte „Zeilen“ unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit. Offensichtlich reicht die Schraffur bis unter den mit der Zeit abgelagerten Humus. Wie solche Schraffuren ohne maschinelle Hilfe angebracht werden konnten, ist fast unerklärlich. Und auch der Sinn bleibt offen, wenn ausschließlich mit den herkömmlichen Erklärungen argumentiert wird. Wie z.B. mit der Annahme, die Wände des Steinbruchs seien vor dem Ausbrechen der Steine flächig verziert worden, um an den anschließend gewonnenen Steinen ein einheitliches Muster an der Sichtfläche zu erzielen, ohne jeden Stein einzeln noch einmal bearbeiten zu müssen. Es stellt sich sofort die Frage, warum man den ganzen Steinbruch mühsam schraffiert hat, um ihn dann aufzugeben, ohne die bereits verzierte Lage noch abzubauen.

Schraffuren an einzelnen Steinen

Schraffuren an einzelnen Steinen, deutlich ist hier der Schwung in den Linien erkennbar. Mit welchem Steinmetzwerkzeug könnten solche Reliefs angebracht werden?

Beeindruckende Details in und um die Anlagen herum

Treppen, Nischen und Türen in den Wänden – beim Durchstreifen der Anlagen findest Du immer neue interessante Details, die Rätsel aufgeben und Räume für Geschichten öffnen. Es stellt sich immer wieder die Frage: „Was sehen wir hier?“ Hier zeige ich Dir einige davon.

Baum auf einer Mauer

Wie alt ist diese offensichtlich gesetzte Trockenmauer, wenn der doch ganz schön starke Baum darüber gewachsen ist? Auch hier siehst Du auf den Steinen die Schraffuren.

Linkes Bild: Sehen wir hier eine Treppe? Es wäre spannend zu sehen, wo sie hinführt, wenn man sie von der Erde und der Vegetation vieler Generationen befreien würde. Auf dem Photo ist leider sehr schlecht zu sehen, daß sie an der schraffierten Wand noch weiter nach unten geht und in der Tiefe zu verschwinden scheint.

Rechtes Bild: Immer wiederkehrend sind Nischen in den Wänden zu sehen, immer auf einer Höhe angeordnet. In diesem Bild sind es zwei Nischen nebeneinander, meist aber drei (siehe auch Bild oben). Übrigens sind sowohl die schraffierten Wände als auch diese typischen Nischen laut Aussage unseres Reiseführers weltweit vorhanden, unter anderem auch in Frankreich (siehe in den Quellen verlinktes Video) und Japan.

Die Steine laden zur Berührung ein

Die Steine laden zur Berührung ein…. :)

Ein weiteres rätselhaftes Detail ist diese ca. 3m hohe „Tür“. Eine unregelmäßig geformte Steinfläche sitzt so in der Wand, daß, wenn es tatsächlich eine Verschlußplatte ist, diese nur nach innen öffnen könnte, da sie hinter den über die Platte hinausragenden Wandkanten zu sitzen scheint. Einen Stock, eine Stange oder einem Zollstock kannst Du tatsächlich ein ganzes Stück schräg in die Lücke zwischen „Türplatte“ und Wand schieben, was auf einen Hohlraum dahinter hinweist. Oben rechts siehst Du wieder drei Nischen nebeneinander, wobei sich zwei in der Türplatte und eine daneben in der Wand befinden.

Eine Höhle im Wald

Mitten im Wald, auch in der Nähe des Ortes, findet der kundige Forscher einen Eingang zu einer richtigen Höhle. Ist hier ein Zusammenhang zu den schraffierten Anlagen zu sehen – wer weiß?  Zumindest sind auch die sehr regelmäßig, ja makellos ausgearbeiteten Höhlengänge an den Wänden und der ebenmäßig gerundeten Decke schraffiert. Unser Reiseführer erklärte, das sei mit heutzutage gängigen Werkzeugen so nicht durchführbar. Vom Inneren der Höhle habe ich leider (noch) keine Photos.

Ist 1867 das tatsächliche Baujahr der Höhle? Der Eingangsbereich ist auf jeden Fall erneuert worden. Jedoch wirkt der „Torwächter“ links neben dem Eingang und genau zum Eingang schauend, wesentlich älter. Kannst Du die Gesichter erkennen?

Das Innere der Höhle ist sehr geräumig. Es gibt breite Gänge auf unterschiedlichen Niveaus, die mit Stufen miteinander verbunden sind. Längs an den Wänden der Gänge sind Bänke / Ablageflächen aus dem Stein gearbeitet. Alles wirkt präzise und rechtwinklig, nirgends ist (z.B. aufgrund einer im Gestein verlaufenden Ader) ein Stück Stein ausgebrochen. Die Höhle wirkt frisch und luftig. Im Taschenlampenlicht funkeln die schraffierten Wände vom Quarzanteil im Sandstein.

Um den Höhleneingang herum gibt es Trockenmauern

Um den Höhleneingang herum gibt es Trockenmauern aus typischerweise quaderförmigen Steinen zu besichtigen. Nur ein Stein scheint überhaupt nicht dazuzupassen – ein Pyramidenstein.

Trockenmauer im Bereich rund um die Höhle

Trockenmauer im Bereich rund um die Höhle

 Eine spannende Reise geht zu Ende. Viele Details sind es wert, noch einmal untersucht zu werden. Meinungen und Wissen von Bauarchäologen, Geologen, Architekten, Steinhauern wären wertvoll, um den Dingen auf den Grund zu kommen, die wir hier gesehen haben.

Quellen und Inspiration:

– Wikipedia: Fingalshöhle, Steinmetzwerkzeuge, Scharriereisen

– YouTube-Kanal vlad9vt, Aufnahmen von antiken schraffierten Steinwänden in Frankreich, Ägypten und Petra: https://www.youtube.com/watch?v=SM84H3CoV3c

– YouTube-Kanal Cairn-Forum CFG, Anlagen von Obernzenn im Video: https://www.youtube.com/watch?v=0OyQU8EktE8 Felstempel in Obernzenn / Franken Teil 1,

https://www.youtube.com/watch?v=ylx6E2bCV_U Teil 2