Dies ist bestimmt der 1001. Blogartikel im Internet über den Harz! ;) Dieser Artikel ist jedoch kein Reiseführer, sondern eine Liebeserklärung. Der Harz ist ein wunderbarer Ort für Wanderer, Naturfreunde und Entdecker des Geheimnisvollen. Da er nur anderthalb Autostunden von uns entfernt liegt und wir definitiv zu den o.g. 3 Kategorien von Menschen zählen, durchstreifen auch wir ihn mindestens einmal im Jahr.
Hier findest Du Urwald-Wildnis, murmelnde Bäche, schmale Täler zwischen schroffen Felsen, alte Burgen und Gemäuer, gemauert auf noch älteren Burgen. Du hörst nachts (im Herbst) röhrende Hirsche in der tiefen Stille, während gerade der Vollmond über dem Tal aufgeht. Du atmest Luft, die so gut duftet, daß Du sie umarmen möchtest. Du kannst stundenlang über die Höhen streifen, ohne einem Menschen zu begegnen. Friedliche kleine Dörfchen schmiegen sich an sanfte Hänge und in schmale Täler. Ein Sehnsuchtsort von uns.
Wilde Natur
Der nördliche Teil des Harzes (um Thale, Blankenburg, Halberstadt und Quedlinburg herum) wird dort der „Sagen-Harz“ genannt. Wer kennt nicht die Erzählungen um Roßtrappe und Hexentanzplatz, um die Zwerge, die das Erz abbauen, und die Feen und Elfen, die die Bäume bewohnen? Die Bode fließt, Geschichten murmelnd, durch ihr Tal. Der Wald, durch den Du wanderst und vor allem die Felsen, kommen Dir uralt und wissend vor. Du läufst durch den Wald und hast manchmal das Gefühl, wohlwollend begleitet zu werden. Die Bäume tragen Gesichter und scheinen lebendige Gestalten zu beherbergen.
Die Wege laden auf geheimnisvolle Weise ein, in die Natur einzutauchen. Alle Sinne weiten sich, und Du bekommst Lust, immer noch hinter die nächste Wegbiegung zu schauen, was sich dort offenbart.
Eine Burg mit einem wohl einmaligen Baum
Im Harz gibt es schon seit sehr langer Zeit ein intensives Siedlungsgeschehen. Es gibt archäologische Siedlungsfunde, die bis zu 14.000 Jahre alt sind. Besonders gut erforscht ist natürlich die Zeit seit dem Mittelalter, also ab knapp 1000 n.Chr. Aus dieser Epoche und später gibt es auch noch reichlich Bauten und Reste davon zu bestaunen. Wir sind einer kleinen Burgruine begegnet, die vielleicht noch nicht ganz so bekannt ist. Eigentlich sind es zwei Burgen – die Kleine und die Große Lauenburg, nebeneinander gelegen bei Stecklenberg. Sie wurden im 11. Jahrhundert erbaut. Nachdem sie viele Unbilden und wechselnde Besitzer erlebt haben, wurden sie ab ca. 1740 als Steinbruch benutzt. Deshalb sind nur wenige Reste von ihnen übriggeblieben. Eine besondere Atmosphäre ist jedoch noch immer vorhanden. Vielleicht ist es die Ehrfurcht und das Bewußtsein, hier direkt auf den Pfaden unserer Ahnen zu gehen. Unten in der Bildergalerie siehst Du einige Impressionen. Besonders schön war es, in dem kleinen Rondell zu sitzen und die Stimmung auf sich einwirken zu lassen. Wir haben diesen Ort Thingplatz genannt. Er hat sich so alt angefühlt, dabei ganz friedlich und ruhig. In dem runden Stein in der Mitte des Kreises steckt ein Schwert, so als hätte dort ein alter Friedenskrieger alle Kriege der Welt für beendet erklärt.
Ein ganz besonderer Höhepunkt auf dem Burggelände ist die „Wunder-Linde“. Ihre Wurzeln bilden einen Bogen, durch den Du hindurchlaufen kannst. Der Hohlraum unter den Wurzeln ist entstanden, als man begann, altes Mauerwerk der Burg wieder freizulegen. Es ist erstaunlich, welche Kraft sich in den Wurzeln verbirgt. Sie tragen und ernähren diesen stattlichen Baum, obwohl sie scheinbar nur wenig Halt im Boden haben. Es ist wirklich ein wunderbarer Ort mit ganz besonderem Flair.
Eine Burg im Sandstein?
Es gibt sehr wenig Forschung und kaum gesicherte Erkenntnisse, was vorher dort war, wo in christianisierter frühmittelalterlicher Zeit Burgen gebaut wurden. Bei Besichtigungen scheint es mir so, als ob kein Interesse daran besteht, die Vorgeschichte solcher Plätze überhaupt zu erwähnen. Dabei ist es schon vom Baulichen her logisch, alte Plätze, Grundmauern oder Fundamente wiederzuverwenden. Und es ist bekannt, daß oft heidnische Ritual- und Kultplätze überbaut wurden. Einerseits, um die guten Energien dort zu nutzen, andererseits, um das nun herrschende Christentum zu zementieren und die Menschen von ihren alten heidnischen Wurzeln zu lösen.
Dies haben wir besonders auch auf der Burg Regenstein so erlebt. Der Regenstein ist eine hochaufragende Sandsteinformation im nördlichen Harz-Vorland. Dort gibt es Sandsteinfelsen, die intensiv bearbeitet worden sind. Jedoch auf eine Weise, die nicht im Geringsten an das Mittelalter denken läßt. Es wurden Räume darinnen geschaffen, und es gibt auch Steinsetzungen. Da der (Auf-)Bau der mittelalterlichen Burg nahezu verschwunden ist (durch Steinbruch und Verwendung des Materials für Häuserbauten an anderer Stelle), wirken die Sandsteine für sich. Guckst Du auf die Bilder, denkst Du kaum an den Harz, oder? Vielleicht eher an Überbleibsel der Hochkulturen in Lateinamerika?
Das gibt uns Rätsel auf. Es wirkt sooo alt. Jedoch gibt es an dem touristisch supergut erschlossenen Ort mit Kiosk, Büchern von Historikern und Forschern, Karten, Erklärtafeln nicht einen einzigen Hinweis darauf. Die Geschichte beginnt offiziell mit ersten Siedlungsfunden aus dem 10. Jahrhundert und dem 1167 erstmals erwähnten Grafen von Regenstein, dessen Familie den Regenstein für repräsentative Zwecke ausbaute.
Im Harz gibt es zahlreiche Hinweise auf prähistorisches Leben und Bauten. Sie werden oft von Heimatforschern entdeckt und beschrieben. Hier möchte ich Dir eine Webseite besonders ans Herz legen, wenn Dich dieses Thema interessiert. Sie heißt Kult-Ur-Ort Harz und wird von Herrn Körner aus Thale betreut. Hier findest Du eine äußerst umfangreiche Sammlung geschichtsträchtiger Orte im Harz.
Intuition und Feinfühligkeit lassen manchmal Dinge erahnen, Energien erspüren. Das ist natürlich jenseits aller Wissenschaftlichkeit ;) Aber eines steht fest: im Harz fühlen wir uns wohl und geborgen und zu Hause, verbunden mit Natur und Vergangenheit und unseren Wurzeln.