Immer wieder zieht es uns in den Thümmlitzwald. Es ist ein wunderbarer Ort der Erholung, des Durchatmens, des Eintauchens in die Stille. Lausche den leisen Geräuschen der Pflanzen und kleinen Tiere, setze behutsam Deine Schritte. Sieh, wie alles lebt und atmet:
Direkt am Fließgewässer, der lieblichen Mulde, gelegen, jedoch erhöht über der Flußaue und somit geschützt vor dem Wasser, ist der Thümmlitz seit Jahrtausenden Lebensort von Menschen.
Auch heute ist der Thümmlitz ein Wirtschaftswald. Jedoch spielen Erhaltung und Förderung der Natur heute eine große Rolle. Vor etwa 250 Jahren erkannte man bereits, daß das ständige, zu intensive Entnehmen von Ressourcen (Bauholz, Reisig und Laub für Stalleinstreu, das Weiden der Haustiere im Wald) den Wald schwächt. Kluge Männer machten sich Gedanken, wie der Baumbestand stabil gehalten werden konnte. Das damals übliche Beweiden des Waldes durch Haustiere und die Entnahme von Laub für die Einstreu wurden abgeschafft, um junge Baumreise zu schützen und um den Humusaufbau nicht zu stören. Der wirtschaftliche Hintergrund war natürlich, den Wald als Bauholzlieferant nicht zu verlieren. Jedoch hat es insgesamt bewrkt, daß wir den Thümmlitz nicht verloren haben.
Heute wird Holz mit Augenmaß entnommen, ehemalige Monokulturflächen werden mit Laubgehölzen aufgeforstet. Wenn Du durch den Wald streifst, findest Du viele Abschnitte, wo einfach alles wachsen und gedeihen darf. Stille Teiche, idyllische Waldpfade, geheimnisvolle Lichtungen und die Einsamkeit im Wald – Wanderer sind eine Seltenheit – laden zum Staunen und Verweilen ein.
Wenn Du genau hinhörst, hörst Du vielleicht auch uralte Steine wispern…
Liebhaber alter und besonderer Steine kommen ja im Thümmlitz besonders auf ihre Kosten. Die Steine, teils am Wegesrand, teils tief im Waldgestrüpp, sind oft geschichtsträchtig / geschichtenträchtig, manchmal mit kuriosen Erzählungen versehen. Die lustigste Erzählung betrifft den Lochstein: ein Baum hätte dort gestanden, wo der Stein sich gerade bildete, und so sei der Stein um den Baum drumrumgewachsen. Kein Witz – es steht so auf der Erklärtafel. Eine andere Geschichte erzählt vom angefangenen Mühlstein (siehe mein Artikel „Entdeckungen im Thümmlitzwald), hier wird unsere gute alte Steinmetzkunst natürlich arg in Mißkredit gebracht. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wer das kreisrunde Loch in den Lochstein gemacht hat und wozu. Wir wissen auch nicht, zu welchem Zweck auf dem Sonnenstein (Mühlstein) ein großer Kreis, der scheinbar von einem Männlein getragen wird, eingemeißelt wurde. In der Nähe des Sonnensteins befinden sich auch der große Menhir, der „Teufelsstein“ – wiederum mit lustiger Geschichte – und eine Art „Sofastein“. Diese Kombination kann auf einen Kultplatz unserer Altvorderen hindeuten. Leider können wir die Steine nicht befragen; sie tragen ihre Vergangenheit und ihre Rätsel in sich und regen die Phantasie an.
Drei weitere Steine – erst in diesem Jahr entdeckt – zeige ich Dir auf den folgenden Bildern. Sie sind namenlos und ohne Erklärtafeln. Sehr interessant, daß sie noch keine Geschichte verpaßt bekommen haben, obwohl sie jeweils direkt am Weg liegen.
Zwei in meinen Augen sehr bedeutsame Steine sind in der Nähe des südlichen Hügelgräberfeldes zu finden. Das Areal im Wald umfaßt ca. 50 kleinere und größere Grabhügel, es wird als damaliger Bestattungsort bzw. Friedhof definiert. Dicht dabei findest Du den Näpfchenstein und direkt auf einem der Gräber einen großen flachen Stein. Auch hier deuten die Nähe zueinander auf einen Zusammenhang. Schau Dir diese Schönheiten an:
Wer hat ihn auf dem Grab platziert und warum? Es ist nicht üblich, daß auf Hügelgräbern große Steinplatten liegen, und es fühlt sich auch verkehrt an. Meist sind die Gräber zum Schutz mit Erde aufgeschüttet bzw. abgedeckt. Davon abgesehen, scheint der Stein aber zu dem Ort zu gehören. Vielleicht war er Bestandteil einer Ritual-Stelle des Gedenkens, des Anbetens mit ähnlicher Funktion wie eine heutige Friedhofskapelle.
Vielleicht liegt über dem Ort aber schon vom Ursprung her ein besonderer Zauber, den die Menschen damals spürten. Und dieser Zauber war für sie die Veranlassung, ihre verstorbenen Angehörigen hier zu bestatten. Jedenfalls fühlt sich der Stein besonders an, und es wäre wunderbar, ihn vom Grab herunterzuheben und an einer schönen Stelle zwischen den Hügeln zu platzieren.
Ist es nicht herrlich, in diese sagenumwobene Wald-Welt einzutauchen? Mach Dich auf und erkunde den Thümmlitz – unsere Altvorderen haben uns mehr Hinweise hinterlassen, als wir denken. Wir müssen sie nur entdecken und deuten. Und so manches Mal wird Dir Dein Herz etwas anderes erzählen als die Erklärtafeln. :)
Wenn Du magst, laß mir gern Deine Gedanken und Anregungen, auch Deine Entdeckungen und Erfahrungen zukommen und schreibe mir an: info@hobby-kreativ.de